Über Wastl sind wir eine Familie geworden

 

Aus einer Not entsteht ein tolles Konzept

Stefanie Böttger: „Als unser Vater sehr alt war hatte unsere Nachbarin Gitti uns angeboten, dass sie den damaligen Dackel, Lumpi, gerne auch mal etwas Auslauf in ihrem Garten geben könnte. So sind wir als Nachbarn zusammengekommen. Und als mein Vater gestorben war, hat Gitti in der Woche Lumpi ganz zu sich genommen, weil mein Schwester Franziska und ich in der Woche in anderen Städten arbeiten und gar nicht ins Dorf kommen können. Das hat so gut geklappt, dass wir nach Lumpis Tod irgendwann mit Gitti uns zusammen besprochen haben und uns alle drei entschieden haben einen 12 Wochen alten Dackelwelpen ein Zuhause zu geben. Wastl hat eindeutig zwei Zuhause. Gitti ist keine Hundesitterin sondern eine wichtige Bezugsperson für Wastl, genau wie Franziska und ich.“

 

Feste Rituale helfen dem Hund

Stefanie Böttger: „Wir haben ein gutes Ritual für den Wechsel zwischen den beiden Wohnorten für Wastl. Die Grundstücke liegen direkt nebeneinander. Wenn ich am Wochenende von der Arbeit nach Hause komme, hole ich Wastl bei Gitti ab. Er freut sich sehr auf das Wiedersehen und geht dann mit mir in meine Wohnung. Am Ende des Wochenendes packe ich meinen Koffer und dann schaut Wastl ziemlich betrübt. Aber wenn es das spezielle Abschiedsleckerli gibt, weiß er: Jetzt geht es zu Gitti und er läuft freudig mit hinüber zur Nachbarin. Man merkt richtig, dass er gerne zu Gitti geht. Er hat auch an beiden Wohnorten seinen eigenen Platz und spezielles Spielzeug.“

Wie sprechen wir mit dem Hund? 

Stefanie Böttger: „Wir lassen Gitti viel Freiheit, wie sie mit Wastl umgeht. Wir haben schon gesehen, dass sie mit Lumpi toll umgeht. Gitti hat eine gute Art mit Wastl umzugehen, aber wenn unser Dackel mal im Verhalten etwas über die Stränge schlägt, gebe ich ihr Tipps, wie sie damit am besten umgehen kann. Ich merke, dass es Wastl einfach gut bei ihr geht.“

 

Wie sprechen wir über den Hund? 

Stefanie Böttger: „Wichtig ist, dass wir eine gute Kommunikation miteinander haben: z.B. sie uns immer schnell informiert, wenn Wastl mal zum Tierarzt muß o.a.. Wäre Wastl nicht so ein guter Futterverwerter, könnte ich mir vorstellen, dass wir auch über eine geeignete Ernährung sprechen.“

 

Hundeleben bei Gitti

 

Gitti Rothbauer: „Was mir Wastl bedeutet? Ich kann mich mit ihm unterhalten, alles mit ihm machen. Es ist einfach schön, dass er da ist. Es wäre komisch, wenn er nicht da wäre.“

 

Stefanie Böttger: „Gitti ist sehr häuslich: Regelmäßiges Spazierengehen, tierärztliche Versorgung, Streicheln, Pflegen, Massieren, Spielen, Bürsten, Ruhen, Wastl bleibt daheim, wenn sie einkaufen geht oder zu Freunden geht.“ 

Hunde-leben

bei Franziska und Stefanie

 

Franziska Böttger: "Wastl bedeutet mir Leben. Wenn er nicht da ist, ist es bei uns leer und unbelebt. Er ist irgendwie das Zentrum, um das sich alles dreht …“

 

Stefanie Böttger: „Wir machen lange Spaziergänge durch die Natur, Begegnung mit anderen Hunden auf den Rundgängen, Ruhen, Streicheln, Physiotherapie, Spielen, mit Nachbarshündin und Nachbarin gemeinsame Spaziergänge.“


Gewinn für Wastl

Stefanie Böttger: „Wastl fühlt sich hier wohl und fühlt sich dort wohl. Der Gewinn für ihn ist sicherlich, dass er zwei Plätze und mehrere Menschen hat, wo er sich sicher und glücklich fühlt. Der Preis ist vielleicht, dass er zwischen den beiden Zuhause wechseln muss und dass ihm das vielleicht wenn er mal krank ist oder auch im Alter mehr anstrengt als in jungen Jahren.“

Vielfalt von Emotionen und Beziehungen

Stefanie Böttger: „Ich glaube als Haupt-Frauchen gelte ich und wir haben schon eine sehr enge Beziehung. Aber letztlich hat er sowohl zu Franziska als auch zu Gitti eine ganz individuelle und tolle Beziehung. Wir einigen uns darauf, dass Wastl letztlich drei Mütter hat. Jeder von uns bringt eine ganz persönliche Gefühle und Stimmungen in die Beziehung zu Wastl ein. So hat er eine tolle Vielfalt.“

 

Was mir Wastl bedeutet

Stefanie Böttger: „Wastl schenkt mir seine Dackelliebe, seine Treue, obwohl ich immer wieder weg bin, seine unbeschreibliche Freude, wenn ich wieder komme, das Glück mit ihm zu spielen und spazieren zu gehen, und seine Wärme, wenn er sich an mich kuschelt. Er ist mein kleiner großer Freund, bringt mich zum Lachen, sorgt für Disziplin zum Rausgehen auch bei schlechtem Wetter und braucht bei Krankheit meine Fürsorge. Im letzten Jahr habe ich oft große Ängste um ihn gehabt. Aber ich wäre in meinem Inneren schrecklich einsam, wenn er nicht da wäre.“   

 

Leben mit Hund trotz Berufsalltag

Stefanie Böttger: „Würde ich nicht mehr beruflich tätig sein und gesund sein, könnte ich mir auch vorstellen einen Hund ganz alleine zu halten. Ich würde aber immer einen Paten suchen, der im Notfall einspringen könnte, wenn ich z.B. wegen Krankheit nicht für den Hund sorgen kann. Heute aber wäre es für mich auf Grund des Berufsalltags nicht möglich einen Hund zu halten, wenn Gitti nicht in der Woche Wastl ein Zuhause geben würde.“

Welche Herausforderungen gibt es bei doghoming?

Stefanie Böttger: „Ja, ich habe mir schon manchmal Gedanken gemacht, ob es unter der Woche für Gitti nicht zu viel wird sich um Wastl zu kümmern. Gerade auch als ihr Mann über lange Zeit so schwer krank in der Klinik lag und nachdem er gestorben war. Oder auch wenn Wastl krank ist.“

 

Mensch-Mensch-Beziehung bei doghoming?

Stefanie Böttger: „Bei doghoming überlegt man nicht nur, geht es mir und dem Hund gut, sondern auch: Wie geht es dem anderen Bezugsmenschen? Es braucht schon eine gegenseitige Sympathie und Vertrauen auf beiden Seiten, damit es für alle entspannt und gut klappt. Grundlegen ist unbedingt die Verbindlichkeit, damit keine Unruhe für den Hund entsteht und alle Freude haben. Man muss alles gut miteinander abstimmen.“


Dem Hund ein Zuhause geben

Stefanie Böttger:  „Ich finde man muss spüren, dass die Menschen eine Liebe zum Hund haben und, dass Hund und Menschen vom Wesen gut zueinanderpassen.

 

Wichtig ist auch, dass man weiß,

dass man den Hund nicht einfach nur ein paar Stunden betreut,

sondern dass er ein Teil des eigenen Lebens ist.

Das ist eine ganz andere Beziehung.

Darum wäre für uns der Begriff dogsharing auch nicht passen.

Wastl können wir nicht wie ein Objekt teilen.

Wir geben dieser Dackel-Persönlichkeit Wastl ein Zuhause.