Die Gesellschafterin Tessa

Von der Reha zum Hund

Sirpa Furtenbacher: Seit 1 ½ Jahren kommt Tessa jetzt zu uns. Sie ist ursprünglich der Hund aus der Familie meines Schwiegersohns gewesen. Nach der Geburt des Babys harmonierte es nicht mehr gut mit der Jack Russel Hündin Tessa. Sie sollte abgegeben werden, aber meine Tochter hat dann gemeint, dass Tessa gerne bei ihr leben könnte. Nur meine Tochter ist berufstätig und arbeitet viel und so wurden mein Mann und ich gefragt.

 

Ich war damals sehr schwer krank und gerade ich der Reha. Die Ärzte haben mir empfohlen ich solle viel spazieren gehen. Und ich habe gesehen, wie andere mit ihrem Hund spazieren gingen und dabei so viel Freude hatten.

 

Ich habe mit meiner Tochter gesprochen und schon meine Bedenken geäußert, was wäre, wenn die Krankheit wieder käme. Sie hat gesagt: Jetzt und heute bist du erst einmal gesund! Als ich dann von der Reha nach Hause kam, haben wir eine Probewoche vereinbart. Und nach der Probewoche war es um uns geschehen.

 

Bitte keinen Hund!

Herbert Furtenbacher: Ich wollte eigentlich gar keinen Hund. Wir hatten früher einen schwarzen Kater, Oskar, der war mein Kumpel. Dann ist er gestorben und das war sehr traurig. Eigentlich wollte ich gar kein Tier mehr. Auch weil man dann so angebunden ist.

Und überhaupt: In einer Wohnung ist es nicht so toll für einen Hund. Und wenn er nass wird, dann riecht er und macht Dreck. Nein, eigentlich war ich gegen einen Hund.

 

Arbeit oder Hund

Sonja Viethen: Unsere Jack Russel Hündin Tessa sollte damals aus ihrer Familie herausgenommen werden, da es zusammen mit dem Baby nicht so klappte. Mit 6 ½ Jahren kam sie dann zu mir. Wären meine Eltern nicht, dann hätte ich Tessa damals nicht zu mir nehmen können, denn in die Arbeit dürfen mein Mann und ich sie nicht mitnehmen.

 

Keinen Hund: Aber ein Ja zur Hundepersönlichkeit Tessa

Herbert Furtenbacher: Als ich dann Tessa kennengelernt habe, gefiel sie mir auf Anhieb, sie ist ein kleiner Hund, hat kurzes Haar und ihr Wesen…. aber ich blieb dabei: Nein, kein Hund! …. aber Tessa hat mich dann überzeugt. Es geht also nicht darum, dass ichgrundsätzlich für einen Hund bin: Es ist nur, weil es Tessa ist.

 

Das Dienstagsritual

Sirpa Furtenbacher:   Jeden Dienstagmorgen laufe ich eine viertel Stunde zu  Bahnhof in Bremen. Mein Schwiegersohn kommt dann mit dem Zug aus einer Kleinstadt. Ich stehe dann vor dem Bahnhof oder bei Regen in der Halle und warte: Wann kommen Tessa und er vom Zug?

Tessa begrüßt mich Schwanzwedelnd und dann gibt es Leckerlis zur Begrüßung. Und dann laufen wir durch die Wallanlage und das ist dann unser erster Spaziergang am Morgen.

 

Wenn ich sie Dienstagmorgen abhole will sie aber keinen sehr langen Spaziergang machen sondern direkt mit mir nach Hause. Kaum sind wir in der Wohnung prüft sie ob es in ihrem Futternapf etwas liegt. Danach begrüßt sie meinen Mann und wenn der nicht mehr am Frühstückstisch sitzt, wird jeder Raum nach ihm abgesucht, bis sie ihn gefunden hat.

 

Die Übergabe

Sirpa Furtenbacher: Tessa bleibt bei uns bis Freitagsabends spät oder manchmal auch Samstag. Meine Tochter ruft uns nach der Arbeit an und wir bringen Tessa an die Straße runter, damit sie nicht erst einen Parkplatz suchen muss. Tessa ist mehr bei uns, als bei meiner Tochter. Aber Tessa freut sich wahnsinnig sie wiederzusehen.

 

Kulinarische und andere Beziehungen

Sonja Viethen: Wenn ich Tessa von Bremen aus mitnehme, dann gehen wir erst einmal zusammen spazieren, wir spielen und toben miteinander. Ich beschäftige mich etwas mehr mit Tessa, als mein Mann. Tessa und ich sitzen viel auf dem Sofa, kuscheln und spielen zusammen. Und dann passiert es aber auch, dass mein Mann spät am Abend gemeinsam mit Tessa und dem Quietsche-Schweinchen eine wilde Tobe-Spielrunde macht. Mein Mann und ich haben eine sehr unterschiedliche Beziehung zu Tessa. Aber Tessa ist ein Gewinn für uns beide!

 

Doppeltes Leben

Sonja Viethen: Ich habe schon darüber nachgedacht, ob es für Tessa gut sein wird, wenn sie zwei Zuhause hat.

Ich denke schon, dass es für sie unterschiedlich ist, denn bei meinen Eltern spielt sie mit zwei Menschen und bei mir vor allem mit mir allein. Ich denke bei mir hat sie vielleicht noch mehr Ruhe… aber vielleicht sind das auch einfach zwei verschiedene Zuhause. Tessa ist schon viel ruhiger geworden in den letzten 1 ½ Jahren. Ich glaube es tut ihr gut.

 

Gut organisieren und kommunizieren

Sonja Viethen: Wir haben alles in zweifacher Ausführung in den beiden Zuhause von Tessa. Nur die Leine und das Brustgeschirr wechseln mit der Übergabe von Tessa. Man muss schon logistisch sich überlegen, wie das alles gut klappen kann und man muss verbindlich sein und gut kommunizieren.

Freiheit auf der Parzelle

Sirpa Furtenbacher: Ich gehe mit Tessa hauptsächlich spazieren. Mein Mann macht das, wenn ich Termine habe oder es mir ml nicht gut geht. Wir gehen gerne auch zu unserer Parzelle und gehen dann beim Werdersee spazieren.

Tessa läuft leider schnell weg, daher müssen wir sie immer an der Leine führen. Hätten wir unsere Parzelle nicht, wo sie frei laufen kann, würden wir Tessa nicht genommen haben. Nur an der Leine führen, das wäre ja nichts für einen Hund.

 

Von Hilfsangeboten des Hundes

Sirpa Furtenbacher: In den Sommermonaten sind wir etwas ein halbes Jahr auf unserer Parzelle und da brauch ich dann auch mal meine Ruhe beim Pflanzen und Pflegen der Erde. Dann geht er am Nachmittag mit Tessa spazieren. In der Zeit kann ich intensiv arbeiten, ohne dass Tessa mir unbedingt helfen möchte. Tessa bringt dann auch ihr Spielzeug und bietet mir Alternativen zum Jäten und Gärtnern.

 

Fütterung

Sirpa Furtenbacher: Morgens gebe ich Tessa zu Fressen und abends hat mein Mann diese Aufgabe. Da muss Tessa dann im Wohnzimmer warten, bis er alles hergerichtet hat. Er trödelt manchmal absichtlich spannend…. Tessas Ohren versuchen durch die geschlossene Tür wahrzunehmen, was in der Küche passiert und wann das Fressen bereitgestellt ist. Das kann auch schon mal fünf Minuten dauern und sie muss geduldig warten, bis er sie ruft.

 

Am Abend sich austoben

Sirpa Furtenbacher: Abends, nach unserer Abendrunde, bringt sie mir ihr Quietsche-Schweinchen und will mir sagen: Spiel mit mir! Das wird dann richtig wild mit ihr im Wohnzimmer und sie ist danach ganz außer Atem und hechelt. Danach beginnt die Abendruhe.

 

Beziehungsroutine - Kontaktstunden

Sirpa Furtenbacher: Kuscheln tut sie mit uns beiden. Nachmittags nach unserem Spaziergang, trinke ich meinen Kaffee und dann lege ich mich auf mein Bett. Dann kommt Tessa und kuschelt sich unter die Tagesdecke und ruht mit mir.

Abends, wenn mein Mann im Fernsehsessel sitzt, zwängt sie sich zwischen seinem Bein und der Lehne hinein und kuschelt.

 

Ganz Hund sein dürfen

Herbert Furtenbacher: Im Sommer gehe ich mit Tessa an den Werdersee oder zur Weser und wir baden gemeinsam. Danach buddelt und wälzt sie sich im Sand und genießt das sehr.

 

Von den Sinnen der Hunde

Sirpa Furtenbacher: Und wir haben natürlich auch Suchspiele, die wir mit ihr spielen. Wir geben kleine Möhrenstückchen und verstecken diese, manchmal auch in Margarinedosen und dann muss Tessa die Dose in der Wohnung suchen. Ich habe mir nie vorstellen können, wie sensibel Hunde mit der Nas und den Ohren wahrnehmen können!

 

Sich spüren

Herbert Furtenbacher: Tessa wartet manchmal tagsüber im Wohnzimmer auf mich und dann soll ich mich in den Fernsehsessel setzen. Ich will dann gar nicht fernsehen, aber Tessa kuschelt sich dann zu mir in den Sessel, legt ihren Kopf auf meinen Oberschenkel und ist sehr zufrieden. Das geht dann so eine Weile, aber ich hab dann ja auch mal wieder etwas zu tun. Dann bleibt Tessa aber noch im Fernsehsessel liegen und nimmt die ganze Fläche ein, wo ich gesessen habe.

 

Über den Hund zum Menschen

Sonja Viethen: Tessa würde mir in jedem Fall sehr fehlen. Mir würden ihre Persönlichkeit und ihre bedingungslose Liebe fehlen. Mir würde auch fehlen, dass man an die frische Luft rausgeht und viel mehr mit Menschen in Kontakt kommt.

 

Auch zwischen meinen Eltern und mir hat sich durch Tessa vieles geändert.  Tessa ist ein wichtiges Gesprächsthema zwischen uns: Was sagt der Hund? Wie geht euch mit Tessa? Und was macht die Pfote vom Hund?

Und manchmal gehen wir auch zusammen spazieren. Das würden wir ohne Tessa wohl nicht so oft machen. Tessa verbindet uns alle miteinander auf eine besondere Weise.

 

Was wäre das Leben ohne Tessa?

Sirpa Furtenbacher: Ohne Tessa, gehe ich bei schlechtem Wetter nicht raus. Die regelmäßigen Spaziergänge mehrmals am Tag würde ich ohne Tessa nicht schaffen.

Wenn Tessa nicht da ist, dann schau ich mich manchmal um und denke: Wo ist den Tessa? Ist sie ins Körbchen gegangen? Und dann merke ich, dass es ja einer der Tage ist, wo sie gar nicht bei uns ist. Ihre Anwesenheit fehlt dann schon.

 

Der Hund nimmt den Menschen an die Leine

Sirpa Furtenbacher: Ohne Tessa würden wir wohl nicht einen eigenen Hund kaufen. Ich könnte mir vorstellen, mal einen Hund in Pflege zu nehmen. Denn uns ist schon bewusst, dass wir mit einem Hund auch sehr angebunden sind und nicht so einfach mal verreisen können.

Es wäre für mich aber schon schön, wenn der Hund dann auch bei uns lebt und bei uns ein Zuhause hat. Die Beziehung zu einem Hund daheim ist schon enger, als wenn ich nur mit einem fremden Hund Gassi gehe.

 

Tessa hilft gegen zu viel Grübeln und schlechte Gedanken

Sirpa Furtenbacher: Für mich ich Tessa ein großer Gewinn, auch für meine Gesundheit: Ich gehe mehrmals am Tag an die frische Luft, bie jedem Wetter, bewege mich, sehe die Natur und die Jahreszeitenwechsel, vor allem aber konzentriere ich mich nur auf den Hund und grüble nicht im Kopf über meine Gesundheit. Ich bin einfach mit Tessa unterwegs. Nicht ich bin Mittelpunkt meiner Wahrnehmung, sondern die Beziehung zu Tessa und die Beobachtung ihres Verhaltens. Tessa ist für mich eine große Bereicherung.

 

Die Gesellschafterin Tessa

Sirpa Furtenbacher: Tessa ist schon eine gute Gesellschafterin für uns. Mein Mann und ich beobachten ihr Verhalten und darüber reden wird dann auch. Und wenn Tessa nicht da ist, dann reden wir beide viel weniger miteinander. Wenn Tessa nie mehr zu uns kommen würde: Dann wäre da ein großes Loch.

 

Das ist der erste Lieblings-Platz den sich Tessa ausgesucht hat: ein Original Rennreifen von Michael Schuhmacher handsigniert.
Das ist der erste Lieblings-Platz den sich Tessa ausgesucht hat: ein Original Rennreifen von Michael Schuhmacher handsigniert.

Beziehung leben

Herbert Furtenbacher: An den Tagen, wo sie nicht bei uns ist, ist das manchmal ganz komisch. Ich denk mir dann manchmal: Wo ist denn Tessa? Sie fehlt, drängt nicht zum Spielen oder bringt nicht den Ball und bettelt diesen zu Werfen. Das fehlt an den Tagen richtig. Gerade morgens ist das dann sehr ruhig ohne Tessa. Da fehlt was. Wenn es Tessa nicht mehr gäbe, wäre ich sehr traurig, ich lebe mit ihr ja Beziehung.

 

 

Fotos: Furtenbacher, Viethen, Otterstedt